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Studienreise Marokko

Marokko - Land der Kontraste Teilnehmer einer Rundreise finden in Marokko Zeugnisse uralter Traditionen ebenso wie modernen Komfort Der Kontrast zwischen überlieferten Traditionen, konservativer Weltanschauung und modernem Lebensgefühl verleihen einer Studienreise in Marokko eine ganz eigene, besondere Spannung. Der Geruch ist beißend. Die Gerber im marokkanischen Taroudant hantieren in sengender Hitze mit Chemikalien, nur durch verlotterte Holzkonstruktionen vor den Sonnenstrahlen geschützt. In sattem Pink leuchten kürzlich gefärbte Felle den Besuchern entgegen. „Dürfen wir Fotos machen?“, fragen die Reisenden ihren deutschsprachigen Reiseleiter. Der Marokkaner übersetzt und vermittelt, bis die Arbeiter etwas scheu und doch neugierig ihre Zustimmung signalisieren – nicht selbstverständlich in einem islamischen Land, in dem viele das Bilderverbot des Koran sehr ernst nehmen. Die potentiellen Käufer werden beharrlich für einen Besuch des werkstatteigenen Ladens umworben: „Entrez, entrez – treten Sie ein, treten Sie ein!“ Wer dem Werben nachgibt, wird nicht enttäuscht. Die Lederwaren sind solide verarbeitet, die Vielfalt ist beeindruckend. So nah an der Produktion, belegt jedes Einzelstück den mühevollen Weg, den es in den Händen der Gerber zurückgelegt hat. Die Taschen, Rucksäcke, Geldbeutel zeugen von der jahrhundertealten Handwerkstradition in der jeder einzelne Gegenstand einen echten Wert hat, weitab jeder Wegwerfmentalität. Die Preise sind angesichts der schwierigen Arbeitsbedingungen fast schon beschämend niedrig. „Taroudant ist die kleine Schwester Marrakeschs“, erzählt der Reiseleiter. Wie das große Vorbild im Norden, besitzt auch die Stadt im Soustal eine mächtige Stadtmauer aus Lehm mit beeindruckenden Toren und Türmen. Ihre Altstadt, die Medina, und die Märkte, die Souks, bestechen mit einer ungewohnten Farbenpracht und dem langsamen Rhythmus der Menschen, die gelernt haben, mit der Hitze zu leben. Märchenhafte Stadtoase Wer einen wahren Garten aus Tausend und einer Nacht zu Gesicht bekommen will, sollte bei der Rundreise einen Blick ins Hotel Palais Salam werfen. Die ehemalige Palastanlage entführt mit seiner bezaubernden Mischung aus maurischer Architektur, einer subtropischen Gartenoase und erfrischenden Wasserspielen in eine orientalische Märchenwelt. Touristen, die hier landen, haben meist schon eine andere, mondäne Seite Marokkos kennengelernt. Sie sind in der Regel von Agadir aus mit einem Überlandbus durch eine steppenartige Landschaft, das Soustal gefahren, gesäumt von Arganbäumen, deren Früchte zu einem Olivenbäumen ähnlich sehen und schmackhaften Öl verarbeitet werden. Die Studienreisen halten meist an ein oder zwei Stellen an, um Ziegen bei Ihren Klettertouren auf diese Bäume zu fotografieren. Sie werden dem Hirten Geld für die Erlaubnis zum Klick in die Hand gedrückt haben – die einen wohlwollend, die anderen mit einem leichten Grummeln ob des allgegenwärtigen Anliegens, auch am europäischen Wohlstand teilzuhaben. Das 50 Kilometer von Taroudant entfernte Agadir lockt mit einem gepflegten, zehn Kilometer langen Sandstrand und mildem Klima Sonnenhungrige vor allem aus Spanien und Frankreich an. „Die Welt hat 30 000 Buchten, eine der schönsten davon liegt in Agadir“, behauptet der Reiseleiter selbstbewusst. Die Stadt ist auch heute noch geprägt von einem nur 15 Sekunden dauernden Erdbeben in der Nacht vom 29. Februar auf den 01. März 1960. Drei Viertel der Stadt wurden zerstört, mehr als 15 000 Menschen verloren ihr Leben. Der damals achtjährige Reiseleiter überlebte die Katastrophe. „Als es am nächsten Morgen hell wurde, waren die meisten Häuser um uns herum verschwunden“, erinnert er sich. Zwei Jahre später begann die Restaurierung und gab Agadir ein sehr modernes Gesicht. Die Sterne-Hotels überbieten sich gegenseitig mit ausgedehnten Poolanlagen, großzügiger Architektur und dienstbeflissenem Service. Nicht wenige der Angestellten sprechen fließend Deutsch, oft gelernt während früherer Arbeitsaufenthalten in deutschsprachigen Ländern. Leckere Kombination In den Restaurants werden regionale Spezialitäten serviert. Neben Couscous, dem Nationalgericht aus Getreide mit Gemüse, Fleisch oder Honig empfiehlt sich für Festtage eine Pastilla. Diese Blätterteigtaschen werden mit Rauben- oder Hühnerfleisch und Mandeln gefüllt und schmecken in ihrer eigentümlichen Kombination aus Süß und Herzhaft sehr gut. Das Stadtbild ist heute vor allem von Kontrasten geprägt. Die umgebaute Marina, der Yachthafen, beherbergt internationale Modemarken. Die nagelneuen Autos vor den Ferienwohnungen am Strand künden von der wohlhabenden Elite aus Casablanca und Marrakesch, die hier ihre Ferienresidenzen bewohnen. „Man sagt, die Leute aus dem Soustal haben den Handel im Blut“, erklärt das marokkanischen Fremdenverkehrsamt den Ursprung des Reichtums. Nicht weit davon entfernt gibt weit ärmlichere Quartiere, die schicken Motorboote am Yachthafen haben ihr ernüchterndes Pendant im Fischereihafen, wo sich ein verrostetes Großschiff an das andere reiht. Nach neuestem westlichen Schick gekleidete Frauen bevölkern die Straßen ebenso wie solche in traditioneller Verschleierung. Westliche Vorstellungen werden hier schnell auf den Kopf gestellt. „Ich trage zwar kein Kopftuch, bin aber sehr gläubig“, sagt eine Frau, die auch in einer Münchner Szenedisco nicht auffallen würde. „In meiner Familie war es uns Kinder überlassen, ob wir das Kopftuch tragen wollen. Meine Mutter trägt es weiterhin“, erklärt sie. Die Religion sei wichtig, weil sie das Gute im Menschen fördere. „Ob wir Kopftuch tragen oder nicht: Allah sieht in unsere Herzen.